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02 Dezember 2021 Kathrin Haimerl, Abteilung Kommunikation, Universität Passau

Prof. Dr. Michael Grimm und Nathalie Luck Valentin Brandes, Universität Passau

Geflutetes Reisfeld mit jungen Pflanzen im Distrikt Kulon Progo, Yogyakarta, Indonesien Nathalie Luck, Universität Passau

Was motiviert indonesische Bäuerinnen und Bauern, langfristig auf Biolandbau umzustellen? Lässt sich mit Hilfe digitaler Technik und Wissen die Umwelt schützen und die Produktivität der Höfe erhalten oder sogar steigern? Diesen Fragen geht ein Ökonomen-Team der Universität Passau in zwei Feldstudien in nach – und erhält dafür Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Indonesien ist eine Art Reallabor für Landwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das hat ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Passau um Entwicklungsökonom Prof. Dr. Michael Grimm und Agrarsoziologin Prof. Dr. Martina Padmanabhan erkannt. Seit 2017 untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern aus Indonesien in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt IndORGANIC, ob und wie sich in einer der größten landwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaften Biolandbau in der Breite fördern lässt.

Feldstudie zu langfristiger Umstellung auf Bio

Eine Erkenntnis ist, dass Schulungsmaßnahmen mit Partnerinnen und Partnern vor Ort wirken: Nachwuchsökonomin Nathalie Luck zeigte mittels eines Feldexperiments, dass in den Dörfern, in denen Trainings angeboten wurden, 15 Prozent mehr Höfe Bio-Dünger einsetzten, als in den anderen Dörfern. Aber bleiben diese Höfe auch bei den ökologischen Anbaumethoden und stellen längerfristig komplett auf Bio um? Falls ja, wie entwickeln sich die Produktivität und Einkommenssituation? Diesen Fragen wird Luck unter der Leitung von Entwicklungsökonom Prof. Dr. Grimm in einem weiteren DFG-finanzierten Forschungsprojekt nachgehen. Das Vorhaben baut auf der Feldstudie mit 1200 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf der indonesischen Insel Java auf, die Teil von Lucks Promotion war.

Die Forscherin ist vor Ort sehr gut vernetzt und spricht Indonesisch. „Ich konnte mich mit vielen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Indonesien austauschen, so habe ich detaillierte Einblicke in Anliegen und Lebensbedingungen erlangt“, sagt Luck. Prof. Dr. Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics an der Universität Passau, betont: „Dieses Wissen und die Kenntnis von Sprache und Kultur sind Voraussetzung, dass die Forschungsarbeit in der ländlich geprägten Region gelingen kann.“

Unter dem Schlagwort „Green Revolution“ war in den 1960er Jahren die traditionelle Landwirtschaft des weltgrößten Inselstaats industrialisiert worden, um Erträge zu steigern, einer Hungerkatastrophe vorzubeugen und international unabhängig zu werden. Ähnliche Reformen wurden in vielen anderen Süd- und Südostasiatischen Ländern durchgeführt. Der intensive Einsatz von umweltschädlichen Düngern hat inzwischen schwere Spuren hinterlassen und wirkt sich negativ auf die Erträge aus. Schätzungen zufolge sind 107 Millionen Hektar Land in Indonesien übersäuert, besonders betroffen ist die Insel Java, wo sich die Forschungsregion des Passauer Teams befindet.

Pilotstudie mit digitalen Bodentests

Hier soll auch das zweite DBU-finanzierte Forschungsprojekt stattfinden, ein großflächiges Feldexperiment mit digitalen Bodentests. Prof. Dr. Grimm und Nathalie Luck möchten nachhaltige Anbaumethoden mit günstigen digitalen Bodentests kombinieren, um die Produktivität der Höfe zu erhalten. „Umweltschutz und Armutsreduzierung sind kein Widerspruch“, sind die Entwicklungsökonomen überzeugt. „Unser Ziel ist es, im Rahmen einer Pilotstudie zu untersuchen, ob solche Bodentests Kleinbäuerinnen und Kleinbauern helfen können, die Düngung intelligent zu steuern. Das würde einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Böden, zur Vermeidung von Erosion und zum Schutz des Grundwassers leisten.“ Die Forschenden führen die Tests direkt vor Ort mit den Bäuerinnen und Bauern durch und kombinieren sie mit Trainings zu Anbaumethoden. Dieses Vorgehen ist kostengünstiger und schneller, als Bodenproben in Labore zu schicken.

Für das Experiment erweitert das Passauer Team seine Forschungsregion um etwa 1200 Landwirtinnen und Landwirte aus 60 weiteren Dörfern. Es erhofft sich davon belastbare Ergebnisse für die Effektivität der Technologie unter Realbedingungen. Dazu setzen die Forschenden auf Partnerinnen und Partnern vor Ort. Diese stellen Technik und Logistik zur Verfügung und schulen die beteiligten Landwirtinnen und Landwirte in der Anwendung. „Unser Ansatz ließe sich in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern wiederholen“, sagt Entwicklungsökonom Prof. Dr. Grimm.

Die Passauer Forschenden um Prof. Dr. Grimm konnten für beide Vorhaben Fördermittel in Höhe von insgesamt mehr als 500.000 Euro über eine Laufzeit von zwei Jahren einwerben. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Feldstudie zu „Organic Farming“. Die Deutsche Bundesumwelthilfe (DBU) stellt für die großflächige Pilotstudie mit Bodentests finanzielle Mittel bereit.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Michael Grimm
Lehrstuhl für Development Economics
Innstraße 29
94032 Passau

michael.grimm@uni-passau.de

Nathalie Luck
Lehrstuhl für Development Economics
Innstraße 29
94032 Passau

Nathalie.Luck@uni-passau.de

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