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Technische Hochschule Ingolstadt

Von Brasilien nach Bayern

Die Forschungskooperationen der THI befördern weltweit die Felder Künstliche Intelligenz und Mobilitätstechnologien
Autor: Georg Overbeck,

„Als ich Professor Thomas Brandmeier und Georg Overbeck von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) auf ihrer Delegationsreise an meine Universität in Brasilien im Jahr 2010 traf, hätte ich mir nicht träumen lassen können, dass dies mein Leben für immer verändern würde“, erzählt Professor Alessandro Zimmer. Obwohl ihm seinerzeit nicht bewusst,  war dies der erste Schritt hin zu einer breit interdisziplinär angelegten Kooperation mit Lateinamerika. Diese Zusammenarbeit sollte nicht nur die weitere Entwicklung des Forschungs- und Testzentrums CARISSMA auch die Gründung des Bavarian Center for Applied Research and Technology with Latein America im Februar 2020 befördern.

CARISSMA ist heute das hochschuleigene Leitzentrum für Fahrzeugsicherheit in Deutschland. Es wurde 2016 mit dem Ziel eröffnet, die Verkehrssicherheit in Deutschland und im Ausland über angewandte Forschungsaktivitäten zu erhöhen. Messlatte der in CARISSMA involvierten Wissenschaftler ist die sogenannte „Vision Zero“ – das globale Fernziel von Null Verkehrstoten. Zimmer, der sich auf computergestützte Visualisierungssysteme wie Lidar, Radar und kamerabasierte Systeme spezialisiert hat, kam als Gastprofessor an die THI.

Professor Alessandro Zimmer ist Gastprofessor an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Er leitet die Gruppe Applied Intelligent Sensors and Systems Group (AISS) innerhalb von CARISSMA.
Professor Zimmer ist auf Bilderkennungssysteme Lidar, Radar und kamerabasierte Systeme spezialisiert.

Von Zufallsbegegnungen zu Kooperationen

Zwei Jahre nach dem ersten Treffen war Professor Zimmer erstmals zu Gast an der THI. Das gemeinsame Interesse an Sensortechnologien führte zu einer ersten kleineren Kooperation zwischen der THI und Zimmers Heimatuniversität, der Universidade Federal do Parana (UFPR) in Curitiba, die als Studierendenprojekt ausgelegt war. In dessen Rahmen entwickelte eine Gruppe deutscher und brasilianischer Masterstudenten aus unterschiedlichen Fächergruppen bzw. Disziplinen wie Ingenieurwissenschaften oder Psychologie ein Überwachungssystem, mit dem der Grad an Wachsamkeit eines Fahrers ermittelt werden kann.

Das Ergebnis übertraf die Erwartungen: Euro NCAP (in Europa verantwortlich für Test und Bewertung von Fahrzeugsicherheit) legte fest, dass Fahrüberwachungssysteme ab dem Jahr 2020 ein primäres Sicherheitsmerkmal aller neu zugelassenen Fahrzeuge sein sollten. Diese Entscheidung gab der Kooperation zwischen den beiden Partnern den entscheidenden Impuls zum weiteren Ausbau.

Working at a University of Applied Sciences

Ein Forschungsnetzwerk im Bereich Mobilitätstechnologien

Es war nicht zuletzt dem großen Engagement von CARISSMA geschuldet, dass sich die THI beim DAAD im Jahr 2013 erfolgreich um die BMBF-Förderung des Netzwerkprojekts AWARE bewerben konnte. Dieses explizit auf die angewandte Forschung und den Bereich Mobilität ausgerichtete Netzwerk brachte neben den beteiligten Kernpartnern bzw. Universitäten weitere Forschungseinrichtungen, Industriepartner sowie intermediäre Einrichtungen aus Bayern sowie den brasilianischen Bundesstaaten Paraná und Santa Catarina zusammen. Dabei konnte die THI nicht zuletzt ihre Industriepartner Audi und Airbus in das Netzwerk einbringen. Die brasilianischen Partner hatten dabei von Anfang großes Interesse speziell im Bereich der Verkehrssicherheit, da die Zahl der Unfallopfer in Brasilien unverhältnismäßig hoch ist.  

AWARE entwickelt sich kontinuierlich weiter. Seit dem Start der strategischen Partnerschaft gab es mehr als 450 Austauschaufenthalte zwischen Studierenden, Professoren, Forschenden und Verwaltungspersonal aus Bayern und aus Brasilien. „Die AWARE Summer Schools sind eine großartige Gelegenheit für Studierende, ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen, ihr Netzwerk zu erweitern und darüber hinaus mit einer anderen Kultur in Berührung zu kommen.  Sie lernen im Team zu arbeiten und neue Herausforderungen anzugehen. Professoren haben ebenfalls exzellente Möglichkeiten sich zu vernetzen – sowohl allgemein während des Aufenthalts als auch im Besonderen beim direkten Austausch mit den Studierenden, die unterschiedliche Mentalitäten mitbringen. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Teilnehmer“, schwärmt Professor Zimmer. Schließlich hat der Austausch auch dazu geführt, dass an der THI eine richtiggehende kleine brasilianische Community an der THI entstanden ist.

Das AWARE-Netzwerk wächst weiter, unter den Partnern finden sich Brasilien, Argentinien, Kolumbien und seit kurzem die USA.

Kleine Wissenschaftscommunity für große Forschungsthemen

Im Zentrum dieser wachsenden Community steht Professor Zimmer, der 2017 mit seiner Familie nach Ingolstadt gezogen ist. Seitdem forscht mit einem Team von rund zehn Nachwuchswissenschaftlern, davon sieben Brasilianern, in CARISSMA. Die Forscherguppe umfasst Masteranden und Doktoranden sowie eine bereits promovierte Forscherin. Darüber hinaus haben bereits drei weitere Professoren aus Brasilien die Gruppe besucht.

KI nutzen um Lösungen für die Fahrzeugsicherheit zu entwickeln

Zimmer und seine Gruppe entwickeln zusammen intelligente Lösungen für die sichere Mobilität von morgen und nutzen dabei neben Sensoren wie Kameras, Radar und Lidar auch Künstliche Intelligenz sowie Techniken des Maschinellen Lernens. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Anwendung von Technologien wie Deep-Learning-Modelle im Rahmen tiefer neuronaler Netze. Genutzt wird etwa intelligente Sensortechnologie für die Umgebungswahrnehmung um die Sicherheit von Fahrern, Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmern zu fördern. Dies ist insbesondere im Bereich der intelligenten Mobilität wichtig, wo autonome Fahrzeuge zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Die AWARE Summer Schools sind eine großartige Gelegenheit für Studierende, ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen, ihr Netzwerk zu erweitern und darüber hinaus mit einer anderen Kultur in Berührung zu kommen.
Alessandro Zimmer, Gastprofessor, CARISSMA

Globale Probleme global lösen

Die gemeinsamen Forschungs- sowie weitere Aktivitäten haben die Entwicklung von CARISSMA von Anfang an beflügelt. Die Zielsetzung bestand darin, im Rahmen von AWARE Kooperationen zu vertiefen und so globale Probleme gemeinsam zu lösen. Professor Zimmer treibt aktuell weitere Internationalisierungsvorhaben mit Kollegen und THI-Partnerinstitutionen auf der anderen Seite des Atlantiks voran, was wiederum AWARE zugutekommt.  

Das Jahr 2020 markiert auch den Start des neuen Bavarian Center for Applied Research and Technology with Latin America der THI, der noch mehr Partner auf beiden Seiten des Atlantiks zusammenbringen soll. Übergeordnete Zielsetzung ist es, einen neuen Kristallisationspunkt sowohl für ingenieurwissenschaftliche als auch nichttechnische Forschungs- und Betätigungsfelder zu etablieren, genannt seien etwa Fahrzeugsicherheit, Robotik, internationales Handelsmanagement oder auch Hochschulgovernance und auch -verwaltung. Übergreifendes Merkmal über sämtliche Bereiche hinweg ist deren Anwendungsbezug in Industrie- und Gesellschaft. Ein weiterer spannender Schritt für die THI ist die anvisierte Zusammenarbeit mit der Universidade de São Paulo (USP), die Kompetenzen speziell im Bereich Künstliche Intelligenz aufzubauen soll.

AININ

Artificial Intelligence Network Ingolstadt

Über AININ

Anfang April 2019 wurde an der THI die Artificial Intelligence Network Ingolstadt gGmbH (AININ) gegründet. Sieben Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft haben sich zusammengeschlossen, um zukunftsweisende Themen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen zu erforschen.

Ziele

- Das Team bis Ende 2022 auf 30 Forscher aufstocken
- Vernetzung von KI-Aktivitäten zwischen den Partnern
- Angewandte Forschung im kommerziellen Bereich der Partner verwirklichen
- Start-Ups im Bereich KI zusammen mit dem Digitalen Gründerzentrum Ingolstadt fördern

Forschungsbereiche

- Fahrzeugsicherheit
- Fahrzeugfunktionsüberwachung
- Elektromobilität
- Mobilität
- Produktion
- Handel
- Gesundheit

Wen kann ich kontaktieren?

Um mehr zu AININ zu erfahren, besuchen Sie bitte die Website www.ainin.de oder kontaktieren einen der wissenschaftlichen Leiter:
- Prof. Dr.-Ing. Michael Botsch: Michael.Botsch@thi.de
- Prof. Dr. Christian Stummeyer: Christian.Stummeyer@thi.de

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