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02 August 2023 Christian Wißler, Pressestelle, Universität Bayreuth

”Klare Kante gegen Desinformation und Hate Speech! Wie Unternehmen Verantwortung übernehmen und dabei auch ihr Geschäft schützen” ist der Titel eines neuen Whitepapers der Corporate Digital Responsibility-Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Mitautor ist Prof. Dr. Dr. Alexander Brink, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Bayreuth. Das Whitepaper der 2018 gegründeten CDR-Initiative appelliert an Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen, sich aktiv gegen Desinformation und Hate Speech zu engagieren, und zeigt konkrete Handlungsoptionen auf.

Erklärtes Ziel der CDR-Initiative ist es, digitale Verantwortung zu einer Selbstverständlichkeit für Unternehmen aller Branchen werden zu lassen. Mit ihrem Whitepaper rückt sie erstmals die ungelöste Problematik der vorsätzlichen Verbreitung von Fake News und Hass im Internet in den Fokus. Die Veröffentlichung benennt eindringlich die destruktiven Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik und macht deutlich, dass Unternehmen allein schon im eigenen Geschäftsinteresse nicht in einer passiven Beobachterrolle verharren sollten. Das Paper bietet eine systematische Übersicht über mögliche Vorgehensweisen bei der aktiven Bekämpfung von Desinformation und Hate Speech. Am Beispiel vier großer Unternehmen, die der CDR-Initiative als Mitglieder angehören, wird gezeigt, wie ein erfolgreiches Engagement konkret aussehen kann.

„Die Verbreitung irreführender Botschaften zwecks Täuschung und sozialer Spaltung bedroht durch ihr Ausmaß und ihre Dynamik zunehmend auch die gewerbliche Wirtschaft. Zumindest mittelbar ist jedes Unternehmen heute von dieser Entwicklung betroffen. Wie unser Whitepaper deutlich macht, gibt es sehr verschiedene, in Umfang und Intensität abgestufte Möglichkeiten, wie Unternehmen gegen Desinformationen und Hate Speech vorgehen können. Ein erster wichtiger Schritt ist es in jedem Fall, sich dieser dunklen Seite der Digitalisierung bewusst zu werden und entsprechend dem eigenen Wertekanon eine klare ethische Position zu beziehen“, erklärt Brink, der die CDR-Initiative wissenschaftlich begleitet und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz zu Fragen der Digitalverantwortung berät.

Für viele Unternehmen wird es in Zukunft sinnvoll oder sogar notwendig sein, durch interne Strategien und Maßnahmen die eigene Widerstandskraft gegenüber Fake News und Hassrede zu stärken. Zahlreiche Institutionen bieten dafür Informationen und praktische Unterstützung an, die speziell auf Unternehmen zugeschnitten sind. Das Whitepaper fasst wichtige Informationsquellen und Anlaufstellen in einem „Ressourcenatlas“ zusammen. Wie Umfragen belegen, sind in jüngster Zeit auch die Erwartungen der Öffentlichkeit an das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen enorm gestiegen. „Wenn Unternehmen über die Stärkung der eigenen Resilienz hinaus auch in ihrer externen Kommunikation klare Kante zeigen und dadurch Dialog und Solidarität fördern, leisten sie einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Langfristig wird dieser Beitrag, der das Ansehen von Unternehmen in einem demokratisch verfassten Gemeinwesen festigt, auch dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg zugutekommen können“, sagt Brink.

Der Bayreuther Unternehmensethiker weist darauf hin, dass digitale Verantwortung nicht allein durch ethische Normen und moralische Appelle definiert ist. Zunehmend finden die Begriffe „Desinformation“ und „Hate Speech“ auch in die Gesetzgebung Eingang, wodurch sie einen konkreten justiziablen Gehalt gewinnen. Ein Beispiel ist der Digital Services Act, der ab dem 17. Februar 2024 in allen Mitgliedstaaten der EU gelten wird. Er soll einen sicheren digitalen Raum schaffen, in dem die Grundrechte aller Nutzer*innen digitaler Dienste geschützt sind. Zugleich soll dieser europäische Rechtsrahmen gewährleisten, dass in der digitalen Welt gleiche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen gelten.

„Viel zu oft bietet der digitale Raum Nährboden für Desinformation und Hassrede. Die Folgen sind ernst: Die Betroffenen sind belastenden, teils lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt, und die Spaltungslinien in der Gesellschaft werden verschärft. Auch Unternehmen sind hier gefordert, sich gegen Desinformation und Hassrede zu engagieren. Die in der CDR-Initiative des BMUV aktiven Unternehmen haben eine Handreichung mit Beispielen aus ihrer unternehmerischen Praxis erarbeitet, um andere Unternehmen anzuregen, auch ‚klare Kante gegen Desinformation und Hassrede‘ zu zeigen“, erklärt Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Über die CDR-Initiative

Die Corporate Digital Responsibility-Initiative wurde im Mai 2018 vom damaligen Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz gemeinsam mit ausgewählten Unternehmen ins Leben gerufen. Im Dezember 2021 ging die Zuständigkeit auf das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) über. Die Initiative will vor allem Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft dazu motivieren, die Digitalisierung menschen- und werteorientiert zu gestalten. Die Mitglieder der Initiative zeichnen sich durch besonderes Engagement im Bereich CDR aus und entwickeln sich in diesem Bereich stetig weiter.

Seit dem Frühjahr 2023 unterhält die CDR-Initiative eine eigene Geschäftsstelle. Diese wird von Prof. Dr. Dr. Alexander Brink gemeinsam mit der concern GmbH, einer Ausgründung aus dem Bayreuther Studienprogramm Philosophy & Economics, und mit ConPolicy – Institut für Verbraucherpolitik betrieben.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Dr. Alexander Brink
Wirtschafts- und Unternehmensethik
Universität Bayreuth

Telefon: +49 (0)921 / 55-4122
E-Mail: alexander.brink@uni-bayreuth.de

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