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Universität Bayreuth

Länger haltbar und effizienter

TADFlife-Netzwerk lässt blaue OLEDs erstrahlen
Autor: Christian Wißler,

Organische Leuchtdioden (OLEDs) sind heute eine zentrale Komponente in den Displays von Mobiltelefonen, gebogenen TV-Bildschirmen und medizinischen Displays. OLEDs haben Innovationen wie faltbare und „Wrap-around“-Displays sowie eine ultrahohe Auflösung von 4K möglich gemacht. Sie haben den Farbraum erweitert und die HDR-Technik ermöglicht, mit der Displays eine ultrahohe Auflösung gewinnen. Aber für die blaue Lichtemission verwenden alle diese Displays immer noch Fluoreszenzstrahler, die um 75% weniger effizient sind als Phosphoreszenzstrahler.

Auch nach zehnjähriger Forschung gibt es keine blauen Emitter, die eine effiziente Phosphoreszenz mit einer langen Lebensdauer der OLEDs so kombinieren, wie es im Hinblick auf eine optimale Performance erstrebenswert wäre. Aber lange Lebensdauer und geringer Energieverbrauch sind der Schlüssel zu nachhaltigen Technologien in Europa.

Ein Glassubstrat mit vier OLEDs in einem Probenhalter zu montieren, erfordert eine ruhige Hand.
Auftaktveranstaltung von TADFlife mit den europäischen Projektpartnern an der Universität Bayreuth.

Das TADFlife Innovative Training Network

Angesichts der starken Konkurrenz aus Fernost hat die EU erkannt, dass die nötigen wissenschaftlich-technischen Fortschritte nur erzielt werden können, wenn man das Fachwissen aus Universitäten und Industrie kombiniert und dabei theoretische Ansätze mit empirischer Forschung verknüpft. Hierfür bedarf es nicht nur langfristiger Partnerschaften und einer hochwertigen Forschungsinfrastruktur, sondern auch junger kreativer Talente, die bereit und in der Lage sind, wissenschaftliche Innovationen voranzutreiben.

Unter der Leitung der Universität Bayreuth hat sich das TADFlife Marie-Skłodowska-Curie Innovative Training Network (ITN) dieser Herausforderung angenommen. Das Netzwerk wird aus dem EU-Programm Horizont 2020 finanziell gefördert. „TADFlife ist ein Verbund mit einer hochinteressanten Struktur“, sagt Professor Anna Köhler, Inhaberin des Lehrstuhls für die Optoelektronik weicher Materie an der Universität Bayreuth. Sie leitet das ITN, das acht europäische Universitäten, sieben außereuropäische Universitäten sowie sechs Unternehmen vernetzt. Deutsche Universitäten sind in diesem Team durch Bayreuth und Augsburg vertreten.

Die bayerischen Hochschulen waren bei der Einrichtung solcher europäischen Netzwerke für den Nachwuchs in Wissenschaft und Industrie immer sehr erfolgreich.
Prof. Dr. Anna Köhler, Lehrstuhl für die Optoelektronik weicher Materie, Universität Bayreuth

Auf dem Weg zu einer energieeffizienten Lichtemission

TADF steht für „thermisch aktivierte verzögerte Fluoreszenz": Diese Eigenschaft ist charakteristisch für eine neue Generation von OLEDs: Mit thermischer Energie werden nicht-emittierende phosphoreszierende Zustände in fluoreszierende Zustände umgewandelt. Prof. Dr. Peter Strohriegl, Professor für Makromolekulare Chemie an der Universität Bayreuth, erklärt: „Bis vor kurzem hat man noch teure Schwermetalle wie Platin oder Iridium in die OLEDs einbauen müssen, damit phosphoreszierende Zustände emittieren.“

TADF-Emittenten verbrauchen hingegen keine knappen Edelmetallressourcen. Darüber hinaus ist TADF ein zu 100% effizienter Mechanismus, der Triplett-Zustände in emittierende Singlet-Anregungszustände umwandelt. Dadurch wird eine 100%ige interne Quanteneffizienz möglich. Doch bevor solche hocheffizienten OLEDs ihren Weg in industrielle Produkte finden können, muss zunächst ihre Lebensdauer verbessert werden.

Synergien durch vernetzte Forschung

An die Frage der Effizienz und Lebensdauer von Blaulicht-Emittern geht das TADFlife-Team mit einem interdisziplinären Forschungsansatz heran. Experimentelle und theoretische Untersuchungen werden dabei verknüpft. Insbesondere untersuchen die Wissenschaftler die materialwissenschaftlichen Aspekte von TADF, um herauszufinden, welche Faktoren deren Lebensdauer beeinflussen. Auf der Basis der dabei gewonnenen Erkenntnisse können dann maßgeschneiderte Materialien für eine neue Generation von Blaulicht-Emittern hergestellt werden. So bringt das TADFlife-Projekt eine wissenschaftlich-technische Innovation auf den Weg, die das Potenzial hat, das Wirtschaftswachstum und damit auch den Wohlstand zu fördern.

Junge OLED-Forscher aus Italien, Deutschland, Litauen und Indien in einem Laserlabor auf dem Campus der Universität Bayreuth.
Ein Glassubstrat mit vier OLEDs.

Exzellente Forschung, erstklassiges Training

Kooperationen dieser Art bieten dem wissenschaftlichen Nachwuchs spannende Perspektiven. „Unsere Doktoranden werden Praktika – sogenannte „secondments“ – in etablierten Unternehmen der Privatwirtschaft, wie etwa bei Merck, aber auch in Startups, beispielsweise bei Simbeyond, absolvieren. Hinzu kommen Forschungs- und Studienaufenthalte in namhaften Hochschulen in- und außerhalb Europas. Wir freuen uns und sind auch ein wenig stolz darauf, dass wir unseren Doktoranden die Möglichkeit bieten können, an herausragenden Universitäten und Instituten zu forschen und sich weiterzubilden – sei es in Seoul, Kyoto, Kyushu, Los Angeles oder Atlanta, um nur einige Standorte dieser internationalen TADFlife-Partner zu nennen.”

Diese Angebote sind eine hervorragende Schulung für die Forschungsarbeiten im Rahmen unserer Promotion und ebenso eine gründliche Vorbereitung für eine anschließende Karriere in Wirtschaft oder Wissenschaft.
Eimantas Duda, Dokotrand im TADFlife-Netzwerk

Wissenschaftliche Nachwuchsförderung

Der Bayreuther Student Rishabh Saxena aus Indien zeigt sich bereits begeistert: “Ich bin schon sehr gespannt auf mein Praktikum bei Simeyond in Eindhoven, wo ich in einem industriellen Umfeld aktuelle und zukunftsweisende Technologien kennenlernen werden.“ Sein Kollege aus der Makromolekularen Chemie, Francesco Rodella aus Italien, freut sich schon auf seinen Studienaufenthalt an der UCLA in Los Angeles: “Das ist eine großartige Gelegenheit, um neue fächerübergreifende Forschungsansätze kennenzulernen und ein Teil der wissenschaftlichen Community Kaliforniens zu werden.“

Ein vielseitiges, auf die Interessen der Doktoranden zugeschnittenes Studienprogramm rundet das Praktikumsprogramm ab. Es umfasst nicht nur Vorlesungen, Workshops und Schulungen im Labor, sondern auch die Entwicklung von „Soft Skills“ und eines individuellen Persönlichkeitsprofils. „Diese Angebote sind eine hervorragende Schulung für unsere Forschungsarbeiten im Rahmen der Promotion und ebenso eine gründliche Vorbereitung für eine anschließende Karriere in Wirtschaft oder Wissenschaft,” sagt Eimantas Duda aus Litauen. „Das kann ich nur bestätigen”, freut sich Julia Wollmann, eine OLED-Forscherin aus Deutschland, die gerade ihre Promotion beendet und nun ihre berufliche Laufbahn startet.

ITNs – ein ideales Format für den Start in eine Forschungskarriere

Das TADFlife-Projekt verfolgt einen ganzheitlichen wissenschaftlichen Ansatz, der allen Beteiligten eine Vielzahl von Fähigkeiten und Fachkompetenzen abverlangt. Ein ITN-Netzwerk ist gerade deshalb ein ideales Format für zielstrebige junge Forscherinnen und Forscher. Ausgehend von einer gemeinsamen, industrierelevanten wissenschaftlichen Fragestellung, bietet es Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, eng im Team zusammenzuarbeiten, gemeinsam zu innovativen Problemlösungen vorzudringen und dabei Fähigkeiten und Techniken zu erwerben, die für den Erfolg in Forschung und Industrie entscheidend sind.

Verschiedene Elemente von Leuchtdioden (OLEDs), Transistoren (OFETs) und Solarzellen (OSCs).
Die Forschung an OLEDs erfordert Arbeiten in einer Glovebox, um Oxidationsprozesse durch Luft-Sauerstoff zu vermeiden.

Die Doktorandinnen und Doktoranden sind also während ihrer Promotion in ein weitgefächertes, viele Disziplinen umfassendes wissenschaftliches Projekt eigebunden. Sie erleben Spitzenforschung und lernen so, eigene Ideen, Fähigkeiten und Projekte in einen breit angelegten Forschungskontext einzubringen und hier eigene Wege zu gehen. Bayerischen Universitäten gelingt es immer wieder, solche europäischen Netzwerke zu etablieren und mit international sichtbarem Erfolg weiterzuentwickeln.

Im März 2019 trafen sich alle Doktorandinnen und Doktoranden des TADFlife-Projekts zu einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung am Gardasee in Italien. Danach waren Francesco Rodella, Rishabh Saxena und Eimantas Duda überzeugt: Sie haben die richtige Wahl getroffen.

Wollen Sie mehr über das TADFlife-Projekt und den Lehrstuhl für Optoelektronik Weicher Materie an der Universität Bayreuth erfahren? Dann kontaktieren sie Prof. Dr. Anna Köhler per E-Mail oder telefonisch: +49 (0)921 55-2600 und -2601.

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